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Erde. Wegen seiner Seltenheit und seiner edlen Eigenschaften hat das
Gold einen hohen Werth. Ein Pfund oder 30 Loth reines Gold kostet
450 Thlr. Da das Gold aber sehr weich ist, und sich im Gebrauche
leicht abnutzen würde, so wird es nie rein, sondern stets mit einem Zu-
satze von Silber oder Kupfer verarbeitet. Das Mischungsverhältniß
bei unseren neuen Goldmünzen (Krone und halbe Krone) ist gesetz-
lich auf 900,000 Theile Gold und 100,000 Theile Kupfer festgestellt,
daß also die Mischung aus 9 Theilen Gold und 1 Theile Kupfer
besteht. Die Krone soll i/50 Pfund oder 3/5 Loth reines Gold und
die halbe Krone i/m Pfund oder 3/10 Loth reines Gold enthalten. Zu
diesen 3/3 Loth (reines Gold) der Krone, welche 9 Theile betragen,
kommt 1 Theil, also y9 von 3/3 Loth — 3/43 Loth Kupfer. Eine
Krone wiegt demnach 3/3 und 3/43 — 3%3 oder 2/3 Loth. 45 Kro-
nen oder 90 halbe Kronen wiegen demnach 1 Pfund. —
Wenn jemand einen Klunipen Gold fände, so schwer, als er tragen
könnte, so hätte er bei vernünftigem Gebrauche für sich und die Sei-
nigen lebenslang genug daran. Aber Gold allein thut's nicht. Vor
etwa 700 Jahren z. B. legten sich viele Leute in Böhmen darauf,
aus dem Sande einiger Flüsse des Landes das Gold heraus zu
waschen, welches darin enthalten war. Als aber Hunderte, nachher
Tausende von ihnen mit leichter Mühe dabei mehr gewannen, als die
andern Bewohner des Landes beim Ackerbau und der Viehzucht, da
ließen auch diese ihre Äcker unbestellt, und es entstand Theuerung und
Hungersnoth im Lande. Was half den Goldwäschern jetzt das gefundene
Gold? Sie konnten dafür nicht einmal Brod kaufen und manche
mußten Hungers sterben. In unserm Ackerboden ist viel Gold verborgen;
aber nur der fleißige Arbeiter findet es; denn das Sprichwort sagt:
„Die rechte Goldgrub' ist der Fleiß
Für den, der ihn zu üben weiß."
Gegenwärtig ist, außer einigen Versuchen bei Reich enstein in
Schlesien, von Goldgewinnung in Deutschland fast gar nicht die
Rede. Dagegen kommt es am häufigsten in Ungarn, Rußland,
Afrika, Californien und Australien vor.
87. Das Silber.
Das Silber findet sich fast in allen Gebirgen, nirgends aber so
häufig als in Amerika, wo man Gänge entdeckt hat, die wie silberne
Mauern aus dem vom Regenwasser weggespülten Gestein hervorragten.
Hier und da hat man in ältern Zeiten auch in Deutschland größere
Silbermassen gefunden, zu Schmeeberg in Sachsen z. B. ein Stück,
das hundert Centner wog und so groß war, daß der damalige Kurfürst
darauf mit seinem ganzen Hofstaat speiste, wie auf einer Tafel. Die
meisten und reichsten Silberbergwerke in Deutschland und Amerika sind
von gewöhnlichen unwissenden Leuten entdeckt worden, das bei Frei-
burg in Sachsen z. B. durch Fuhrleute, die durch den Wald fuhren,
das Schneeberger durch einen Mann aus der Donaugegend, der mit
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197
Stelle rücken könnte. Seine Kleidung war nach deutscher Art einfach.
Er trug Gewänder, von der fleißigen Hand seiner Gemahlin verfertigt,
Strümpfe und leinene Beinkleider, mit farbigen Bändern kreuzweise
umwunden, ein leinenes Wamms und darüber einen einfachen Rock mit
seidenen Streifen, seltener einen viereckigen Mantel, von weißer oder
grüner Farbe; aber stets hing ein großes Schwert mit goldenem Wehr-
gehänge an seiner Seite. Nur an Reichstagen und hohen Festen er-
schien er in voller Majestät, mit einer goldenen, von Diamanten strahlen-
den Krone auf dem Haupte, angethan mit einem lang herabhängenden
Talare, mit goldenen Bienen besetzt.
Karl war auch ein großer Kriegsheld. Von allen Völkern, die
er besiegte, machten ihm die heidnischen Sachsen, welche damals
zwischen Hessen-Thüringen und der Ostsee wohnten, am meisten zu
schaffen. Diese wollten durchaus nicht ihrem heidnischen Glauben ent-
sagen und hatten jeden Glaubensboten, der ihnen die christliche Religion
predigen wollte, von sich gestoßen. Da zog Karl der Große das Schwert
gegen sie, um sie mit Gewalt zur Taufe zu treiben. Aber der Kampf
dauerte 30 Jahre (von 772—803) bis sie und Wittekind, ihr tapferer
Anführer, endlich das Christenthum annahmen und sich taufen ließen.
Wittekind wurde unter Karl's Oberherrschaft Herzog der Sachsen;
denn Karl hatte sein großes Reich, welches das Land der Franken
(Frankreich), einen Theil von Spanien, das nördliche Italien,
die Niederlande und Deutschland nördlich bis zur Nord- und
Ostsee und östlich bis zur Elbe und zum Raabflusse in Ungarn um-
faßte — in mehrere kleine Bezirke getheilt, und darin als Gehülfen
in der Regierung Herzoge, Burg- oder Markgrafen angestellt,
welche ihm Berichte einsenden mußten und Befehle von ihm erhielten.
Hatte er so einen Befehl mit seinem Degenknopf unterstegelt, so pflegte
er zu sagen: „Hier ist mein Befehl, und hier — indem er an das
Schwert schüttelte — ist der, welcher ihm Gehorsam verschaffen soll."
Im Jahre 800 wurde Karl der Große als Schirmherr der Kirche
vom Papste gegen dessen Feinde um Hülfe angerufen; er leistete diese,
indem er selbst nach Italien zog. Da geschah es, daß — als er am
Weihnachtstage in der Peterskirche, angethan mit einem langen Purpur-
mantel, mit allem Volke die Geburt des Heilandes feierte und andächtig
in seinem Betstuhl kniete — der Papst Leo Iii. zu ihm trat, ihm
eine mächtige Krone auf das Haupt setzte und ihn unter dem Jubelrufe
des Volkes zum römischen Kaiser krönte. Von jener Zeit an führten
seine Nachfolger in Deutschland diesen Titel.
Eine feste Residenz hatte Karl nicht; er wohnte da, wo seine Gegen-
wart mn nöthigsten war — am liebsten aber hielt er sich zu Aachen
auf, wo er auch begraben ist. Er starb am 28. Januar 814 in einem
Alter von 72 Jahren. Sein Leichnam wurde in einer Gruft im Dome
zu Aachen, aufrecht auf vergoldetem Stuhle sitzend, im vollen kaiser-
lichen Ornat, mit einem Evangelienbuch auf dem Schooße und einer
goldenen Pilgertasche um die Hüfte, bestattet und in dieser Stellung
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl_der_Große Karl Karl Karl Karl_der_Große Karl Leo_Iii Leo Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Hessen-Thüringen Ostsee Sachsen Frankreich Spanien Italien Niederlande Deutschland Ostsee Ungarn Italien Peterskirche Deutschland Aachen
204
Eine zahllose Volksmenge harrte auf den Straßen und im Dome
auf den feierlichen Zug, und die Geistlichkeit, angethan mit prächtigen
Gewändern, hatte sich an der Pforte des Gotteshauses versammelt, den
König zu empfangen. Als dieser unter dem Jubelruf des Volkes er-
schien, trat der Erzbischof von Mainz, Hildebert, hervor und
faßte des Königs rechte Hand und führte ihn in die Mitte der Kirche,
wo er von dem ganzen versammelten Volke gesehen werden konnte.
Dann sprach er: „Hier steht der von Gott erkorne, vom König Hein-
rich bezeichnete und von den Fürsten anerkannte König der Deutschen.
Wenn das Volk diese Wahl billiget, so erhebe es zum Zeichen dessen
die^Rechte auf zum Himmel!" Jubelnd streckten alle die Hand empor,
der betäubende Zuruf: „Heil unserm König Otto! Heil seinem
Geschlecht!" erfüllte die Tempelhallen, und draußen vor den Thüren
wiederhallte dieser Ruf von den Tausenden, die die Mauern umjauchzten.
Chöre fielen ein und sangen Psalmen, Pauken und Trompeten schmetter-
ten dazwischen, und die Geistlichen sanken am Altare nieder, um des
Himmels Segen auf den neuen Herrscher herabzuflehen.
Als der erste Sturm der Begeisterung vorüber war, führte der
Erzbischof den König vor den Altar, wo die Reichskleinodien lagen.
Er umgürtete ihn mit dem Reichsschwert — legte ihm den Königs-
mantel an,— gab ihm das Zepter in die Hand, salbte ihn mit
geweihetem Öle und setzte ihm mit Hülfe der Erzbischöfe von Köln
und Trier die Krone auf das Haupt. Nachdem dieses geschehen war,
führten ihn alle drei auf einen Thron, der zwischen zwei Marmorsäulen
aufgerichtet war, hielten ein feierliches Hochamt und ließen den Lobgesang
anstimmen.
Da saß der vierundzwanzigjährige König; das blühende Gesicht und
die hohe Stirne von blonden Locken umwallt. Er gedachte an die
Thaten des unter ihm in der Gruft ruhenden Kaisers Karl und ge-
lobte im Herzen, jenes großen Vorfahren würdig zu regieren. Aller
Blicke waren auf den sinnenden König gerichtet, bis er sich endlich er-
hob und die Kirche verließ. Unter erneutem Beifallsruf bewegte sich
der Zug in die königliche Pfalz, wo das Krönungsmahl begann. Die
deutschen Herzoge hatten die Bewirthung übernommen, und rechneten es
sich zur Ehre, ihm persönlich zu dienen und bei der Tafel aufzuwarten.
Der Herzog Eberhard von Franken trug die Speisen auf, er war
Truchseß; Hermann, Herzog in Schwaben, schenkte den Wein ein
und verrichtete das Amt eines Mundschenken; Arnulf, Herzog von
Bayern, sorgte für das Hoflager und das Heer, er verrichtete die
Geschäfte eines Marschalls; der Herzog Giselbert von Lothrin-
gen sorgte für die königlichen Zimmer, er war Kämmerer. So
entstanden die sogenannten Erzämter am kaiserlichen Hofe, welche bei
der Krönung ein Vorrecht der Wahlfürsten (Kurfürsten) blieben, die
sie aber nachher nicht mehr in eigener Person, sondern durch ihre Ge-
sandten verrichteten. Die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier-
nahmen von jetzt an das Krönungsrecht in Anspruch. —
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Extrahierte Personennamen: Hildebert Gott Otto Karl Karl Eberhard_von_Franken Hermann
534
Wiege und Sarg — immerdar werdet ihr Menschen bergen.
Ost, ach — steht ihr nahe an einander, oft kaum eine Spanne weit
getrennt. Doch nahe oder fern, ihr Leide seid Wiegen, die eine:
Wiege für die Erde — die andere: Wiege für den Himmel.
26. Die alte Waschfrau.
Du siehst geschäftig Lei dem Linnen
Die Alte dort in weißem Haar,
Die rüstigste der Wäscherinnen,
Im sechsundsiebenzigsten Jahr.
So hat sie stets mit saurem Schweiß
Ihr Brod in Ehr und Zucht gegessen
Und ausgefüllt mit treuem Fleiß
Den Kreis, den Gott ihr zugemessen.
Sie hat gespart und hat gesonnen
Und Flachs gekauft und Nachts gewacht,
Den Flachs zu feinem Garn gesponnen,
Das Garn dem Weber hingebracht;
Der hat's gewebt zu Leinewand;
Die Schere brauchte sie, die Nadel,
Und nähte sich mit eigner Hand
Ihr Sterbehemde sonder Tadel.
Sie hat in ihren jungen Tagen
Geliebt, gehofft und sich vermählt;
Sie hat des Weibes Loos getragen,
Die Sorgen haben nicht gefehlt;
Sie hat den kranken Mann gepflegt;
Sie hat drei Kinder ihm geboren;
Sie hat ihn in das Grab gelegt
Und Glaub' und Hoffnung nicht verloren.
Ihr Hemd, ihr Sterbehemd, sie schätzt es,
Verwahrt's im Schrein am Ehrenplatz;
Es ist ihr erstes und ihr letztes,
Ihr Kleinod, ihr ersparter Schatz.
Sie legt es an, des Herren Wort
Am Sonntag früh sich einzuprägen,
Dann legt sie's wohlgefällig fort,
Bis sie darin zur Ruh' sie legen.
Da galt's, die Kinder zu ernähren;
Sie griff es an mit heiterm Muth,
Sie zog sie auf in Zucht und Ehren,
Der Fleiß, die Ordnung sind ihr Gut.
Zu suchen ihren Unterhalt,
Entließ sie segnend ihre Lieben;
So stand sie nun allein und alt,
Ihr war ihr heitrer Muth geblieben.
Und ich an meinem Abend wollte,
Ich hätte, diesem Weibe gleich,
Erfüllt, was ich erfüllen sollte
In meinen Grenzen und Bereich;
Ich wollt', ich hätte so gewußt,
Am Kelch des Lebens mich zu laben,
Und könnt' am Ende gleiche Lust
An meinem Sterbehemde haben.
27.
(Chamtsso.)
Der Ikauber und das Crucifix.
Auf dem öden Scheidewege, hinterm hohen Crucifixe,
Mit dem Säbel in dem Gurte, in der Hand die gute Büchse,
Steht der Räuber, stumm und lauernd, und des Auges dunklen Strahl
Läßt er rasch, wie einen Falken, abwärts fliegen in das Thal. —
Denn den Kaufmann will er fangen, der aus weit entlegnen Ländern
Heut zurückkehrt zu den Seinen, reich an Gold und Prachtgewändern;
Und was mühsam er erworben auf der Wand'rung nah und fern —
An dem Räuber, dem gewalt'gen, find't es plötzlich seinen Herrn. —
Abend wird's, die Sterne flimmern; mit dem Säbel und der Büchse,
Stumm und lauernd, steht der Räuber hinterm hohen Crucifixe.
Horch! da tönt's wie Engelstimmen! Leise Seufzer, laute Klagen
Kommen hell, wie Abendglocken, durch die stille Nacht getragen;"
Süß, mit ungewohnten Tönen, stiehlt Gebet sich in sein Ohr,
Und er steht und lauscht verwundert hinterm Crucifix hervor.
Alle find's, des Kaufmanns Kinder, in der Jugend Blüthejahren,
Braunen Auges frische Knaben, Mägdelein mit blonden Haaren;
Dicht beim Räuber, vor dem Kreuze, beugen betend sie das Knie,
Für die Rückkunft des Geliebten, ihres Vaters, flehen sie:
„O, du Schirmvogt der Verlass'nen, Hort und Pfleger du der Waisen!
Laß den Vater, unsern theuern, ungefährdet heimwärts reisen;
Den du freundlich schon geführt hast durch die Wüste und das Meer,
Breit' auch nun die holden Arme wie zween Flüglein um ihn her,
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Daß kein Sturm den Pfad zerwühle, daß kein Irrlicht ihn umschwirrt,
Daß sein gutes Roß nicht strauchle, nicht sein Fuß vom Wege irrtl
Daß kein Räuber, stumm und lauernd, in der Waldschlucht ihn entdeckt,
Kein Verrath den Heimgekehrten an der Schwelle niederstreckt!" —
Also flehten sie; der Räuber Hort es hinterm Crucifixe,
Schnallte fester noch den Säbel, spannte schärfer noch die Büchse.
Und der Jüngste sich bekreuzend, hub noch einmal an zu lallen:
„Lieber Herr, ich weiß, die Amme sagt' es mir, du hilfst uns allen,
Jeden Hauch vernimmst du droben! Freundlich, wie das Sonnenlicht,
Ueber alle, Gut' und Böse, neigest du dein Angesicht!
Gieb den Räubern, den gewalt'gen, die da schwärmen auf den Wegen,
Gieb ein Haus, darin zu wohnen, einen Vater, sie zu pflegen,
Marine Kleider, blanke Schuhe, Wein und Kleider mancherlei,
Daß sie nicht zu rauben brauchen — und der Vater sicher sei!
Wußt' ich, wo ein Räuber wäre, ging ich zu ihm ohne Beben;
Dieses Kettchen hier am Halse, diesen Ring wollt' ich ihm geben,
Meinen Pelz, den scharlachrothen, dieses Mützchen auch dazu,
Nimm dir alles, lieber Räuber, nur den Vater schone du!"
Und der Räuber hört den Knaben hinterm hohen Crucifixe,
Nach dem Säbel faßt er schweigend, schweigend faßt er nach der Büchse.
Da, von ferne hört er's nahen! Rosse schnauben, Näder knarren,
Mühsam aus des Thales Grunde schwankt herauf der hohe Karren,
Und den Säbel zieht der Räuber, richtet langsam stumm die Büchse;
Und so steht er, lauscht und zielet, hinterm hohen Crucifixe.
Niederkniecn noch die Kinder: „Herr, um unsers Vaters Leben
Laß, o laß die holden Arme, wie zween Flüglein ihn umschweben,
Daß sein gutes Roß nicht strauchle, nicht sein Fuß vom Wege irrt,
Daß die Kugel nicht des Räubers mörderisch sein Haupt umschwirrt!" —
Und der Vater kommt gefahren, ungefährdet, wie sie flehn,
Drückt die Kinder an den Busen — und kein Räuber ward gesehn I
Nur den blanken Säbel fand man, nur die scharf gelad'ne Büchse;
Beide waren ihm entsunken hinterm hohen Crucifixe. (Prutz.)
28. Die Posaune des Gerichts.
Gerade dort, wo die Gemarkungen zweier Dörfer sich scheiden, mit-
ten im Walde, wurde in der Frühlingsnacht zur Zeit des Vollmondes
eine schreckliche That vollbracht. Ein Mann kniete auf einem andern,
der leblos dalag. Eine Wolke verhüllte das Antlitz des Mondes; die
Nachtigall hielt inne mit ihrem schmetternden Gesänge, als der Knieende
den Dahingestreckten aussuchte, und alles, was er fand, zu sich steckte.
Jetzt nahm er ihn auf die Schulter und wollte ihn an den Strom, der
ferner rauschte, hinabtragen, um ihn dort zu versenken. Plötzlich blieb
er stehen, keuchend unter der todten Last. Der Mond war heraus-
getreten und warf sein sanftes Licht durch die Stämme, und es war,
als ob auf den Strahlen des Mondes die Töne eines herzzerreißenden
Liedes getragen würden. Ganz nahe blies ein Posthorn die Weise des
Liedes: „Denkst du daran?" Dem Tragenden war's, wie wenn die
Leiche auf seinem Rücken lebendig würde und ihn erwürge. Schnell
warf er die Last ab und sprang davon, immer weiter und weiter.
Endlich am Strome blieb er stehen und lauschte hin; alles war still,
und nur die Wellen flössen schnell dahin, als eilten sie fort von dem
Mörder. Dieser ärgerte sich jetzt, daß er die Spuren seiner That nicht
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536
vertilgt habe und sich von sonderbarer Furcht forttreiben ließ. Er eilte
nun zurück, wandelte hin und her, bergauf und bergab, der Schweiß
rann ihm von der Stirn; es war ihm, als ob er Blei in allen Glie-
dern hätte. Mancher Nachtvogel flog auf, wenn er so durchs Dickicht
drang, aber nirgends fand er das Gesuchte. Er hielt an, um sich zu-
recht zu finden, um sich die Gegend genauer zu vergegenwärtigen; aber
kaum war er drei Schritte gegangen, so war er in der Irre. Alles
flimmerte vor seinen Augen, und es war ihm, wie wenn die Bäume
auf- und niederwandelten und ihm den Weg verstellten. Der Morgen
brach endlich an; die Vögel schwangen sich auf und sangen ihre hellen
Lieder, vom Thale und aus den Bergen hörte man Peitschen knallen.
— Der Mörder machte sich eiligst davon.
Die Leiche wurde gefunden und nach dem Dorfe gebracht, in dessen
Gemarkung sie lag. An der rechten Schläfe trug der entseelte Körper
Spuren eines Schlages, wie von einem scharfen Steine. Kein Wander-
buch, kein Kennzeichen war zu finden, aus dem man die Herkunft des
Entseelten entnehmen konnte. Auf dem Kirchhofe, der neben der Kirche
hoch oben auf dem Hügel liegt, an dessen Fuß die Landstraße, in Fel-
sen gehauen, sich vorüberzieht, sollte nun des andern Tages der todte
Fremde begraben werden. Eine unzählige Menge Menschen folgte dem
Zuge. Sie waren aus allen benachbarten Dörfern gekommen, jeder
wollte seine Unschuld, seine Trauer und seine Theilnahme bekunden.
Still, ohne, laute Klage, nur mit tiefem Weh im Herzen, bewegte sich
der Zug den Berg hinan. Der Geistliche hielt eine ergreifende Rede.
Zuerst redete er den Entstellen an und sprach:
. „Auf dem Wege bist du gefallen. Wer weiß, wohin dein Herz
sich sehnte, welches Herz dir entgegenschlug. Möge der, der alles kennt
und alles heilt, Ruhe und Frieden in die Seelen der Deinigen senden.
Unbekannt bist du gefallen von unbekannter Hand. Niemand weiß,
woher du kamst, wohin du gingst; aber er, der deinen Eingang und
deinen Ausgang kennt, hat dich Bahnen hinaufsteigen lassen, die unser
Auge nie mißt. Zu welcher Kirche du gehörtest, welche Sprache du
redetest, wer rnag den stummen Mund fragen? Du stehst jetzt vor
ihm, der über alle Kirchen thront, den alle Sprachen nennen und doch
nicht zu fassen vermögen. — Erhebet mit mir eure Hände," fuhr der
Geistliche zu den Versammelten fort, und alle hoben die Hände empor;
dann sprach er wieder: „Wir heben unsere Hände empor zu dir, o
Allwissender! Sie sind rein von Blutschuld. Hier im Lichte der Sonne
bekennen wir: Wir sind rein von der That. Die Gerechtigkeit aber
wird nicht ausbleiben. Wo du auch weilest, der du deinen Bruder in
Waldesnacht erschlugst; das Schwert schwebt unsichtbar über deinem
Haupte, und es wird fallen und dich zerschmettern. Kehr' um, so lange
es noch Zeit ist. Häufe nicht Frevel auf Frevel; denn einst, wenn sie
ertönt, die Posaune des Gerichts — —"
Da, plötzlich hörte man von der Straße herauf das Posthorn er-
schallen. Das Lied erklang: „Denkst du daran?" — Alles schwieg
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219
Kirchhofe des Ortes, wo sie gesonnen waren, Gericht zu halten. Mit
Anbruch des Tages verkündete dann das Läuten aller Glocken den er-
schrockenen Einwohnern die Ankunft ihrer furchtbaren Gäste. Alles,
Groß und Klein, mußte sich hinaus ins freie Feld begeben und sich
in einem großen Kreis niederlassen. Der Freigraf saß mit seinen
Schöppen in der Mitte, und vor ihm lagen neue Stricke und ein
Degen oder Dolch.
Befand sich nun einer im Kreise, der im Rufe eines Mordes oder
Diebstahls, oder eines andern von den schon genannten Verbrechen stand,
so trat ein Schöppe zu ihm hin und sagte ihm ins Ohr: Freund, es
ist anderswo eben so gut Brod essen, wie hier. Das hieß: Hast du
kein gutes Gewissen, so stehe auf und gehe, so lange es noch Zeit ist.
Der Mensch konnte nun, wenn er sich schuldig fühlte, ungehindert
in die weite Welt gehen, aber sein Vermögen mußte zurückbleiben
Berührte der Schöppe einen zum dritten Male mit seinem Stabe, so
war dies ein Zeichen, daß er des Verbrechens nicht nur verdächtig, son-
dern ganz überwiesen sei. Er wurde dann gebunden und ohne weitere
Umstände an den nächsten Baum aufgeknüpft.
So empfing nun freilich gar mancher Bösewicht, der durch Bestechung
oder durch die Verwendung feiner Freunde den Händen der Gerechtig-
keit entgangen zu fein glaubte, durch das unbestechliche heimliche Ge-
richt doch den verdienten Lohn; es ist aber leicht einzusehen, wie viele
schuldlose Menschen auch aus Feindschaft, Rache, Bosheit von gewissen-
losen Feinden angegeben und ein Opfer ihrer Tücke wurden. Manche
Unglückliche wurden kurzweg zum Tode verurtheilt, und erst nachdem
sie aufgeknüpft waren, nahm man sich Zeit, zu untersuchen, ob sie es
verdient hatten. Allgemein wünschte man daher die Aufhebung dieser
Gerichte; sie erhielten sich aber doch durch das ganze Mittelalter bil
zu Anfang des sechszehnten Jahrhunderts. Im vierzehnten und
fünfzehnten Jahrhunderte waren sie am furchtbarsten.
24. Erfindung des Schießpulvers und der
Buchdruckerkunfi.
(1350 -1440.)
Zwar soll in Deutschland schon im 12. Jahrhundert das Pulver
zur Sprengung des Gesteins im Harz gebraucht worden sein. Damit
war es aber noch nicht für den Krieg erfunden und also eigentlich auch
kein Schießpulver zu nennen. Als solches findet es sich um die
Mitte des 14. Jahrhunderts, und man schreibt die Erfindung desselben
einem deutschen Klosterbruder, Berthold Schwarz, zu Freiburg in
Baden zu. Dieser pflegte in seinen Mußestunden verschiedene Versuche
in der Naturforfchung zu machen. Einmal stampfte er Schwefel,
Salpeter und.kohlen in einem Mörser und legte einen Stein dar-
auf, der die Öffnung des Mörsers nicht ganz verschloß. Als er zu
irgend einem Zwecke Licht anschlug, fiel ein Funke in das Gemenge des
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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231
Bald hat er ein Regiment kommandirt,
Zuletzt tvard er Feldmarschall;
Da hat ihn kein Fährmann mehr abgeführt,
Sie respectirten ihn all'.
Ein Gott den Soldaten, ein Teufel im Streit,
Wie maß er der Schwedischen Heer
Bei F ehr bell in die Läng' und die Breit'!
Die eiserne Elle war schwer.
Drum sag' ich: keiner steh' still in der Welt,
Wen's antreibt, nur vorwärts, schnell!
Wer ein Held kann werden, der werd' ein Held,
Und wär's auch ein Schneidergesell'.
(Fr. v. Salier.)
32. Friedrich L, König von Preußen.
(1701-1713.)
Dem großen Kurfürsten folgte im Jahre 1688 sein Sohn
Friedrich, als Kurfürst Friedrich Iii., in der Regierung. Er besaß
zwar nicht die großen Eigenschaften seines Vaters; aber dennoch gingen
die Verbesserungen des Landes unter ihm ununterbrochen fort,
indem erst jetzt die Aussaat seines großen Vorgängers vielfältig zur
Reife kam. Friedrichs ganzes Streben war auch daraus gerichtet,
die Würde eines Königs zu erhalten. Und in der That hatte sich
Brandenburg-Preußen so viele Verdienste um Deutschland erworben,
daß es mehr, als irgend eine andere Macht diese Erhebung ver-
diente. Aber als Kurfürst von Brandenburg konnte Friedrich nicht
König werden, da er als Reichsfürst vom Kaiser abhängig war;
er konnte das Herzogthum Preußen zum Königreich erheben, König
von Preußen werden, aber auch hierzu bedurfte es der Zustimmung
des Kaisers. Um die Königskrone zu erhalten, wandte er sich
daher an den Kaiser Leopold und versprach, ihm dafür Beistand
in allen seinen Kriegen zu leisten, und bei der Kaiserwahl seine
Stimme jederzeit dem Hause Österreich zu geben. Des Kaisers
Kanzler, Graf Kaunitz, aber sagte: „Die Könige von Preußen werden
dem Kaiser nicht so folgsam sein, als die Kurfürsten von Brandenburg".
Und später sagte der damalige Held Prinz Eugenius von Savoyen:
„Der Kaiser sollte die Minister hängen lassen, die ihm einen so treu-
losen Rath gegeben haben." Erst nach großen Schwierigkeiten ließ
sich der Kaiser dazu bewegen, ihm die Würde eines Königs zu er-
theilen. Friedrich eilte nun nach Königsberg, der Hauptstadt
des Herzogthums Preußen, und setzte daselbst sich und dann seiner
Gemahlin am 18. Januar 1701 mit eigener Hand die Königskrone
auf, nachdem er Tags zuvor den schwarzen Adlerorden gestiftet
hatte mit der Inschrift: Suum cuique, d. h. Jedem das Seine.
Weil er der erste König in Preußen war, hieß er von nun an
Friedrich I., König von Preußen. Unter seiner Regierung kam
die Grafschaft Mörs 1702 (in der Rheinprovinz) durch Erbrecht
an den Staat, und die Grafschaft Tecklenburg (in Westphalen)
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_L Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Iii Friedrich Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Leopold Leopold Graf_Kaunitz Eugenius_von_Savoyen Friedrich Friedrich Friedrich_I. Friedrich_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Brandenburg Königsberg Rheinprovinz
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Die Töpfe werden zuerst an einen kühlen Ort und dann, iwe der Hut-
zucker , in die Trockenstule gesetzt.
Außer dem Zuckerrohr kann man noch aus manchen andern Vege-
tabilien Zucker oder wenigstens einen sehr brauchbaren Syrup erhalten.
Dergleichen sind der Zuckerahorn, die Zuckerwurzel oder rothe
Beta, Weintrauben u. s. w. In unsern Zeiten hat man vorzüglich
mit den Runkelrüben und der Stärke viele Versuche gemacht.
31. Das Negerschiff.
Von Kongo's Küsten weht der Ost und treibt sein Spiel, die Wolkenjagd;
Des Oceanes Feuerschein erhellt die laue Tropennacht.
Das Fahrzeug dort, vom Sturm erfaßt, tanzt auf den Wogen wie ein Kahn:
Ein Sklavenschiff Westindiens, mit reicher Ladung wogt's heran.
Ja, reich geladen I denn am Bord sechshundert Sklaven — welche Zahl!
Wohl klirren Eisen tief im Raum, wohl kündet Heulen ihre Qual.
Wohl seufzen sie, wohl rufen sie um Vaterland und Weib und Kind —
Umsonst! es klagt mit ihnen nur der Küstenwind, der Heimathwindl
Der heult so dumpf, der pfeift so gell! stets näher brauset der Orkan!
Bald in den Abgrund stürzt das Schiff, bald kämpft es ächzend himmelan.
Die weißen Männer fahren jach aus ihrem Traum vom weichen Pfühl:
„Ave Maria! gnädig führ' an Klippen du vorbei den Kiel!"
Und immer lauter klagt herauf der Jammerruf der schwarzen Schaar,
Des Schiffes Führer schaut ringsum mit finsterm Blick in die Gefahr.
„Die Schwarzen holt! die Neger her! die Stärksten stellt ans Ruder dort!
Hinlenket dann trotz Sturmeswuth den Kiel nach del Principe’s Porr!"
Das Eisen klirrt — aufprallt die Schaar! sie treten heulend aufs Verdeck:
Aus ihrer Mitte ragt hervor des Stammes König, stolz und keck.
„Die Bande lös't ihm! der hat Mark! frisch hin zum L-teuer, schwarzer Hund!"
Die Fessel fällt, er hebt die Hand, vom Druck des Eisens blutig wund.
Der König ist's, der seinem Volk den Frieden schaffte und das Recht,
Der König ist's, der seinen Stamm geführt ins blutige Gefecht!
Der König ist's, der durch Verrath gefallen in der Feinde Hand,
Der König, der, mit seinem Heer, gefangen ward am Kongo-Strand!
Und dann verkauft, dann fortgeführt! dem Weib, dem Kind kein Lebewohl!
Den Lieben nicht, die er verließ, als jüngst er auszog von Angol!
Ha! der Tyrannen Beute nun, gleich ihm geschleppt aufs wilde Meer,
Wohl rufen stehend jetzt nach ihm die Armen, ohne Schutz und Wehr!
Nach ihm, der am Koanza-Strand gesessen einst auf goldnem Thron,
Der goldne Spangen trug am Arm und auf dem Haupt die Perlenkron'l
Nach ihm, dem Knecht, dem Sklaven nun! — dem Sklaven? Ha, er trägt es nicht!
Nein, König noch und fürchterlich, wenn seine Macht die Fesseln bricht!
Wie rollt er wild die busch'ge Brau' — den Spanier trifft des Auges Strahl!
So stammt des Wüstenkönigs Blick, wenn ihm geraubt sein Mittagsmahl!
Er ballt die Faust — so droht der Leu! der Panther so zum Sprung bereit!
Doch nicht der wild nach Blute lechzt, nein, der sich kühn vom Netz befreit!
Er reckt den Arm nach seiner Schaar — gebietend winkt er nach dem Bord
Er springt hinab: — „Sieh, Weißer, sieh! der König führt sein Volk zum Port!"
Dumpf heulen die Gefesselten, — ein Sturz — die Schaar begräbt das Meer l —
Domingo's Bucht erreicht das Schiff, an Beute leicht, an Blutschuld schwer.
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wie rasend ausrief: „Varus, Varus, gieb mir meine Legionen
wieder." Er fürchtete, die Sieger würden nun gleich auf Rom los-
gehen; die waren aber zufrieden, daß sie die Römer aus ihrem Lande
gejagt hatten und blieben ruhig zu Hause.
Kaiser Augustus starb (14 n. Chr.) in einem Alter von 76 Jahren.
14. Glaub ensmuth.
(167 n. Chr.)
Geh', Henker, führ' den Bischof vor,
Eh' sich das Volk zerstreut!
Verläugnen muß er öffentlich
Sein Christenthum noch heut'.
Und zögert er und schwört sich nicht
Von seinem Christus los,
So schützet ihn sein Alter nicht,
So ist der Tod sein Loos. —
Mark Aurels rief's, der Henker ging,
Und Polykarp erschien
Und wankt, auf seinen Stab gestützt,
Getrost zum Richtstuhl hin.
Sein Silberhaar, sein milder Blick,
Sein Himmel im Gesicht
Rührt bis zu Thränen Greis und Kind,
Rührt nur den Kaiser nicht.
Und schwörst du dich zur Stelle nicht
Von deinem Christus los,
So schützet dich dein Alter nicht,
So ist der Tod dein Loos.
„Dein Dräuen, Kaiser, trennt mich nicht
Von Christus, meinem Herrn;
Und wenn ich für ihn sterben muß,
So sterb' ich für ihn gern."
Verblendeter, erblickst du dort
Den Scheiterhaufen nicht? —
„Kein Scheiterhaufen schreckt mein Herz,
Wenn Gott gebeut und Psticht."
So büße denn für deinen Trotz
Im Feuertode dort!
Geh', Henker, schlepp' ihn ungesäumt
Zum Scheiterhaufen fort!
Der Heide sprach: Entsage laut
Dem Christenthume hier!
„Hoff alles sonst," versetzt der Greis,
„Nur dies hoff' nicht von mir. —
Ich dien' ihm sechsundachtztg Jahr,
Nur Gut's erzeigt' er mir,
Wie könnte ich nun undankbar
Für Segen fluchen ihm?"
Der Henker riß ihn ungesäumt
Zum Scheiterhaufen hin,
Und band ihn an den Marterpfahl
Und schlug mit Fäusten ihn.
Still duldend steht der Greis am Pfahl,
Umsprüht von Flammengluth;
Still duldend blickt er himmelwärts,
Und starb voll Heldenmuth.
Is. Konstantin der Große.
(333 n. Chr.)
Diokletian war der letzte römische Kaiser, der als Heide die
Christen grausam verfolgte. Sein Nachfolger, Konstantin, ward selbst
ein Christ, und die schrecklichen Christenverfolgungen hörten auf.
Schon in seines Vaters Hause hatte Konstantin viel Löbliches von den
Christen gehört und war ihnen deshalb im Herzen zugethan. Als er
Herrscher eines Theils des römischen Reichs geworden war, — denn
damals war das römische Reich unter sechs Kaiser vertheilt, die neben
einander regierten — gerieth er in Streit und Krieg mit seinem Mit-
kaiser, Maxentius, einem schlimmen Christenfeinde. Und als er nun
den Tag vor der entscheidenden Schlacht zur Mittagszeit sinnend und
nachdenkend vor seinem Heere hin und her geht und überlegt, ob er
auch wohl siegen könne, und wie er das anzufangen habe, sah er am
hellen Mittag am Himmel ein Kreuz mit der Inschrift: „Hiermit
*) Römischer Karssr.
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Extrahierte Personennamen: Varus Augustus Augustus Christus Heldenmuth Diokletian Konstantin Konstantin Römischer_Karssr